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Krise als Chance

Aus unserem Newsletter vom 4. April 2020

Vielen Menschen, mit denen wir in Verbindung stehen, geht es gut – was nicht heißt, dass es in ihrem Leben keine Herausforderungen gibt. Einige von euch sind in einer Krise, einer Phase der Verunsicherung oder des Neuaufbruchs zu uns gekommen. Und wenn man durch eine Krise geht, lernt man ja nicht nur, wie man diese Krise bewältigt, sondern auch, was einen befähigt, Krisen überhaupt zu bewältigen. So erinnern sich viele Menschen an die bereits vorhandenen Erfahrungen, können darauf zurück greifen und sich immer wieder in eine friedvolle Mitte bringen – eine sehr kostbare Resource hat sich entwickelt. Es gibt immer wieder stürmische Zeiten im Leben. Daran können wir nichts ändern. Es liegt nicht in unserer Hand.

Einen großen Unterschied kann es machen, wie wir diesen Stürmen begegnen können – wie wir mit unseren inneren Bewegungen umgehen können, wie viel Hingabe und Mitgefühl in unserem Herzen ist und wie flexibel und kreativ wir uns auf Neues einlassen können.

Wir werden im Folgenden noch einmal grundlegende Mechanismen einer Krise aufzeigen, auf die wichtigsten Resourcen hinweisen und auch auf das Potential speziell von dieser Krise beleuchten, was schon jetzt immer wieder wie ein Lichtstreif am Horizont mitten unter uns erscheint.

Wir hoffen, dass euch diese Unterscheidungen unterstützten, stärken und inspirieren, in Liebe und Verbundenheit für euch und andere da zu sein.

Grundlegende, meist unbewusste Mechanismen in einer Krise

Die meisten Krisen gehen mit einem Kontrollverlust einher. Einem Verlust an Gesundheit, an Menschen, die uns lieb und vertraut sind, an Existenzgrundlagen oder wie jetzt, mit einer Bedrohung durch eine neue Krankheit, die die meisten von uns in eine vollkommen veränderte Lebenssituation katapultiert.

Wenn wir uns existenziell bedroht fühlen, werden unsere Grundängste aktiviert, und wir greifen auf die Abwehr- und Bewältigungsstrategien unserer untersten Chakren zurück und versuchen, unser Überleben zu sichern.

Eine dieser Strategien besteht zum Beispiel in dem viel bestaunten und belachten Rückgriff auf Hamsterkäufe von Toilettenpapier, oder den enorm anwachsenden Kauf von Waffen in den USA. Es ist ein unbewusster Versuch, Kontrolle über das Leben zurück zu gewinnen, was natürlich nicht oder nur sehr begrenzt gelingen kann.Es ist ja eigentlich klar, dass die Zunahme an Toilettenpapiervorräten oder der Besitz von Waffen nicht mit einem deutlichen Zuwachs an Vertrauen einhergeht. Die Situation wird oft noch dadurch verdichtet, dass durch die Quarantäne und den dadurch verminderten Ablenkungsmöglichkeiten, die meisten Menschen auf sich zurückgeworfen sind und grundlegende, ungelöste, verdrängte Lebensthemen an die Oberfläche drängen.

So wird die Krise zu einem sehr direkten Spiegel, wie du in deinem Leben, deiner Beziehung zu dir selbst und anderen stehst.

Und wie gehst du damit um, wenn deine Lebensthemen ins Bewusstsein kommen?

  • Greifst du auf alte Abwehrmechanismen zurück?
  • Wirst du vielleicht zum sorgenvollen Opfer?
  • Oder wirst du zum Kämpfer?
  • Kollabierst du oder versuchst, die Realität zu verleugnen?
  • Oder ziehst du dich in dein Innerstes zurück und bist von dir und dem Leben unberührt und isolierst dich von anderen?

Wie wir schon ahnen und auch wissen sind das alles keine wirklich hilfreichen Strategien, mit der Herausforderung Leben umzugehen. Eine grundlegende Frage, die jetzt in den Fokus kommen kann, ist: Wie einverstanden bin ich mit meinem Leben und wie gehe ich mit Herausforderungen um?

Unser Verstand sucht in jeder Krise nach Antworten, beginnt zu kreisen, um im Außen Sicherheit zu gewinnen. Wir wissen, dass wir auf dieser Ebene immer nur eine sehr begrenzte Sicherheit finden, aber kein grundlegendes Vertrauen. Allerspätestens dann wird es Zeit, inne zu halten. Der Verstand, richtig eingesetzt, ist ein sehr guter Diener. Er kann Strategien entwickeln, dass grundlegende Bedürfnisse nach existenzieller Sicherheit (Nahrung, Wärme, medizinischer Versorgung, zwischenmenschlicher Beziehungen) sicher gestellt sind. Aber ein sehr schlechter Meister, wenn er Ängste und Befürchtungen aus Worst-Case-Szenarien, die er aus der Vergangenheit generiert, auf eine nicht vorhandene Zukunft projeziert.

Wir können zu all dem in Abstand gehen, loslassen und in dem meist freundlichen und friedvollem JETZT ankommen.

Resourcen in der Krise

Ankommen im JETZT

Meditation

Unterstütze dich, präsent zu bleiben. Beobachte deine Gedanken, Gefühle, Körpersensationen und Sinneswahrnehmungen, besonders dann, wenn du sehr aufgewühlt, ängstlich oder verwirrt bist. Gib dir die Gelegenheit, wieder ganz in deiner Mitte anzukommen.

Es ist sehr unterstützend, regelmäßig, täglich zu meditieren, vielleicht sogar auf demselben Platz. Wenn du dich einer Gruppenmeditation anschließen kannst, nutze diese Gelegenheit (es braucht dazu keine räumliche Anwesenheit). Durch das entstehende Feld wird es einfacher, in die Stille, in die Präsenz zu gehen.

Schau, was du brauchst und wähle eine Meditationsform, die dir und deiner Lebenssituation entspricht. zum Beispiel Stilles sitzen, Gehmeditation oder eine bewegte Meditation, wie Kundalini, Sufiatmen oder Dynamische, die dich unterstützt, deine Energien zu kanalisieren.

Sehr schön ist auch die Arbeitsmeditation, bei der die Ausrichtung immer wieder auf das zielt, was du gerade tust und du immer wieder zu der unmittelbaren Handlung zurückkehrst.

Erfahrungen aus bewältigten Krisen

Schreibe auf, was dich gestärkt und unterstützt hat, und greife darauf zurück und teile es mit anderen.

  • Was hat dir Zuversicht, Vertrauen und Mitgefühl ermöglicht?
  • Wenn du nicht weiter wusstest, was hat es dir ermöglicht, auf den nächsten Schritt zu warten und ihn zu gehen?
  • Wie wurden in deinem Familiensystem Krisen bewältigt?
  • Welche Unterstützung kannst du von dort zu dir nehmen?

Meine Großmutter hat zwei Weltkriege durchlebt, meine Mutter den 2. Weltkrieg. Beide waren sehr auf sich zurückgeworfen, ohne Mann und Vater. Sie haben alles verloren und waren großen existenziellen Bedrohungen ausgesetzt. Sie haben dafür gesorgt, dass ihre Familie überlebt, und haben dann mit dem Wiederaufbau begonnen.

Ich fühle mich beiden in schweren Zeiten sehr nah, und weiss, dass sie mir diese Kraft, den Willen zum Überleben und das Vertrauen, dass es immer wieder einen nächsten Schritt gibt, in die Wiege gelegt haben.

Nimm deinen Platz in der Welt ein

Übernimm Verantwortung für dich, dein Leben und die Gemeinschaft, in der du lebst. Gib das, was du zu geben hast aus vollem Herzen.

Setze dich mit wesentlichen Fragen deines Lebens auseinander

Kontempliere zu den Fragen:

  • Was ist wesentlich in meinem Leben?
  • Was macht mich wirklich glücklich?

Und vielleicht wirst du feststellen, dass wenn du in dem ruhst, viele Dinge in deinem Leben nicht wirklich notwendig sind.

Verbundenheit

Erfahre die Verbundenheit mit allem Leben – die Natur ist ein so wundervolles Geschenk an dieser Stelle. Erfahre die Verbundenheit zu deinen Mitmenschen – deinen Brüdern und Schwestern – und handle aus dieser Verbundenheit.

Geben

Sei großzügig, verschenke dich.
Geben ist eine so wundervolle Möglichkeit, sich aus der begrenzten Ich-Kontraktion zu lösen (das Fixiertsein auf unglücklich machende Gedanken und Erfahrungsmuster).
Erfahre, dass sich über das Geben eine tiefe Freude und Erfüllung in dir öffnen kann.

Fange jetzt damit an, du musst nicht perfekt sein, oder keine Problem mehr haben.

Vieles löst sich anders als man denkt.

Das Potential der Krise

Wenn wir schauen, welche Resourcen sich in der Bewältigung einer Krise in uns öffnen können, sind wir ganz nah an dem, was sich jetzt auch schon individuell und gesamtgesellschaftlich zeigt. Wir wissen schon lange, dass es zu essentiellen Veränderungen kommen muss, damit wir und unsere Kinder menschenwürdig überleben.

Das Leben aus der Präsenz, der eigenen Mitte in tiefer Verbundenheit und gegenseitiger Verantwortung und dem Bewusstsein über die Verletzlichkeit und Schönheit aller lebendigen Ausdruckformen, deutet eine Möglichkeit zu einem tiefem Bewusstseinswandel an.

Lasst uns ein Teil davon sein.

Jeder an seinem Platz, mit seinen einzigartigen Möglichkeiten.

In Liebe und Verbundenheit

Rosmarie und Ulrich

P.S.: Die täglichen gemeinsamen Meditationstermine bleiben wie gehabt. Um 10 Uhr vormittags und um 19.30 Uhr abends. Ihr könnt den Newsletter und die Einladung zum gemeinsamen Meditieren gerne an Freunde weiterleiten. Alle sind herzlich eingeladen, willkommen.